PROJEKT HOTEL SALZAMT

Durch den Ausbau zu einer großen Hotelanlage soll das Amtshaus saniert und wieder einer Bestimmung zugeführt werden. Wie wohl jede:r in Hallstatt wünsche auch ich mir, dass das historische Amtshaus erhalten bleibt. Aber braucht Hallstatt noch ein weiteres Hotel und vor allem eines in dieser Größenordnung? Ich befürchte, dass der der Preis, den wir dafür zahlen werden ein zu hoher ist. Wir riskieren die Zerstörung unseres Ortsbildes und sägen uns damit letztlich den Ast ab von dem Hallstatt lebt: unsere charakteristische Ortsansicht mit Bergen und See.

 

Aus der Kronen Zeitung und aus der Ischler Woche erfahren wir Hallstätter:innen in homöopathischen Dosen was aus dem Amtshaus werden soll: ein 200-Betten-Hotel soll dort entstehen - aber ohnehin mit 16 m Abstand zum Altbestand und ganz an die Natur angepasst mit Holzfassade und begrüntem Flachdach. Immerhin soll es eine Stange Geld kosten, eine 40-Millionen-Investition.

Wie das geplante Hotel aussehen soll, erfahren wir hingegen nicht. Googeln* Sie doch einmal „Hotel Salzamt, Hallstatt“. Dann wissen Sie zwar noch immer nicht, welcher der Entwürfe tatsächlich gebaut wird. Man bekommt jedoch einen Eindruck von den Dimensionen. Was immer da gebaut werden wird – und so sehr man hoffen mag, dass die zuständigen Behörden von Denkmalamt, ICOMOS bis Naturschutz die schlimmsten Monstrositäten dieser Entwürfe verhindern mögen – eines steht fest: es wird das Ortsbild für immer verändern. Die Ansicht von Hallstatt wird nicht mehr dieselbe sein. Als „Nebengebäude“ wird man das Projekt Hotel Salzamt nicht verharmlosen können. 200 Betten, das sind mehr Betten als aktuell das Hotel Grüner Baum, alle drei Häuser des Heritage Hotels, plus des Fenix Hall zusammen haben.

Angesichts eines so gravierenden Einschnitts sollte man meinen, dass die Hallstätter Bevölkerung ein Recht auf Informationen hätte. Aber nichts da, wieder einmal wird der Deckel draufgehalten und wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist gelinde ausgedrückt Politik nach Gutsherrenart, aber eigentlich ein Akt von Gewalt. Ein Platz, an dem unter normalen Bedingungen nie und nimmer eine Baugenehmigung erteilt werden würde, wird unter dem Aufhänger das Amtshaus zu sanieren an Investoren verscherbelt. Die Renovierung des historischen Gebäudes ist keine wohltätige Investition, wie man uns weißmachen will, es stehen knallharte kommerzielle Interessen dahinter, man will möglichst viel Geld verdienen. Ein Ort mit so vielen Touristen wie Hallstatt ist die goldene Kuh, die gemolken werden will.

Aber wollen wir Hallstätter:innen jedes Jahr noch mehr Touristen? Wollen wir wirklich, dass Hallstatt mehr Betten für Gäste als für Einheimische hat? Im Übrigen, die hat es schon längst. Aktuell 725 Einwohnern standen bereits 2019 mehr als 800 Gästebetten gegenüber. Vor allem aber besteht kein echter Bedarf an weiteren Betten. Die vorhandenen Betten waren 2019 (also zum Höhepunkt im Vor-Corona-Jahr!) im Sommer zu nicht ganz 60% ausgelastet, im Winterhalbjahr nur zu 32%. Selbst wenn in den Monaten Juli und August Hallstatt ausgebucht sein sollte, die restlichen zehn Monate sind es dann nicht nur weitere „kalte“ Betten. Wir haben dann ein Großhotel, das den schon vorhandenen Betrieben (z. T. einheimischen Familienbetrieben) Konkurrenz machen wird.

Am Projekt Salzamt werden nur die Hotelbetreiber/Investoren/Immobilienentwickler verdienen, im Ort wird keine Wertschöpfung generiert. Es wird auch keine Arbeitsplätze für Hallstätter geben. Dieses Argument kann man angesichts der paar Einheimischen im Heritage-Hotel nicht mehr glaubhaft anführen.

Stattdessen wird man jedoch zusätzliche Häuser für Personalwohnungen brauchen. Im Fünf-Sterne-Bereich kalkuliert man ein Verhältnis von einem Mitarbeiter auf 2 Gäste, bzw. einen pro Zimmer. Da entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Unterkünften für bis zu 100 Personen. Wo sind diese Quartiere geplant?

Mit einem 5-Sterne-Hotel bekommt man auch nicht automatisch einen Qualitätstourismus. Bloß der Zimmerpreis ist ein höherer. Auch diese Hotelgäste werden nicht länger bleiben, als die ortsüblichen 1,4 Nächte (2019). So kurze Aufenthalte sind nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht nicht erstrebenswert, dieser Tourismus belastet die Umwelt und ist ein Treiber der Klimakrise. Gerade ein Ort mit Naturerbe-Status darf diesen Titel nicht bloß als Gütezeichen vor sich hertragen, er hat auch eine Verpflichtung verantwortungsbewusst mit dieser Ressource umzugehen.

 

Fragen an den Bürgermeister und andere Verantwortliche:

•    Es ist ein bekanntes Schlupfloch für illegale Zweitwohnsitze, dass ein Hotelbetrieb eingereicht und kurzzeitig auch als solcher betrieben wird. Später werden dann daraus „Zweitwohnsitze“, eigentlich handelt es sich aber um Wertanlagen und Spekulations-objekte. Wurden Vorkehrungen getroffen, das zu verhindern?

•    Wir vermuten, dass es den Investoren primär um die Umwidmung und die dadurch ermöglichte Errichtung des Hotels geht, die Renovierung des Amtshauses hingen kein vorrangiges Ziel darstellt. Was also wenn „das Geld ausgeht“, der Neubau fertig ist, aber das Amtshaus immer noch eine Ruine? Wurde ein solches Szenario bedacht? Wir empfehlen eine Vorgangsweise die sicherstellt, dass zuerst die Substanz des Amts-hauses renoviert wird, ehe mit dem „Ergänzungsbau“ begonnen wird.

•    Ein 5-Sterne-Hotel am See wird sehr wahrscheinlich einen hoteleigenen Badestrand haben wollen. Wie wollen Sie verhindern, dass die Hotelbetreiber Seegrundstücke aufkaufen (z. B. das Salinengrundstück vor dem Troadkasten) und diese Flächen damit der Öffentlichkeit, bzw. der einheimischen Bevölkerung entzogen werden.

•    Ein Hotelprojekt dieser Größenordnung hat Auswirkungen auf die Infrastruktur. Es verbraucht Wasser, produziert Abwasser, es hat einen hohen Energiebedarf, usw. Der Ausbau der Kläranlage kostet sechs Millionen und muss von den Gemeinden gestemmt werden. Welchen Beitrag leisten dazu die großen Tourismusbetriebe? Wie ist die Versorgung der einheimischen Bevölkerung gesichert? Müssen wir damit rechnen, dass zu Spitzenverbrauchszeiten in der Früh das Wasser nur noch spärlich aus unseren Hähnen tröpfelt?



Herr Bürgermeister,

•    Warum handeln Sie im Interesse irgendwelcher Investoren und nicht zum Gemeinwohl der Hallstätter Bevölkerung?
•    Warum gibt es hier eine „gmahde Wiesn“ und alles ist machbar, während einheimische Projekte erschwerten Bedingungen ausgesetzt werden?
•    Warum gibt es keine Informationen?
•    Warum interessiert Sie nicht die Meinung der Hallstätter:innen dazu? Warum diese Alleingänge ohne Einbindung der Bevölkerung?
•    Wann stoppen Sie endlich den Ausverkauf unseres Ortes? Wann kümmern Sie sich endlich um einen nachhaltigen Qualitätstourismus, bei dem die Wertschöpfung im Ort bleibt, der die Natur und unsere Ressourcen schont und nicht auf Kosten der Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung geht.

 

Wahrscheinlich denken Sie und manch andere, es geht halt nicht anders. Dass das der Preis ist den man für den Erhalt des historischen Amtshausen bezahlen muss.

NEIN! Es geht auch anders. In Südtirol etwa hat man diesen Sommer vereinbart, keine neuen Betten mehr zu genehmigen um Overtourismus zu verhindern und hat außerdem eine Ober-grenze von 150 Betten pro Betrieb eingeführt. Der kleine Ort Naturns bei Meran geht noch weiter: maximal 80 Betten soll ein Hotel dort haben. Und dennoch gibt es dort beispielsweise ein sehr luxuriöses Wellness-Hotel (den Lindenhof).

Umgelegt auf das Amtshaus könnte das bedeuten, dass man keinen Mega-Komplex errichtet, sondern ein kleines, feines Hotel mit entsprechend weniger Betten. Es dauert dann halt ein bisschen länger, bis sich die Investitionskosten amortisiert haben.

Vor 50 Jahren war das sogenannte SAPP-Projekt geplant (eine Straße entlang des Ufers statt des Tunnels). Damals wurde ebenfalls behauptet, dies sei ein Projekt, dass unbedingt und alternativlos notwendig sei … damals konnte durch eine Abstimmung ein Projekt verhindert werden, dass den Ort zerstört hätte …

Andrea Zimmermann

 

*gerne hätte ich Fotos eingefügt, um die Dimensionen des Hotelbaus zu verdeutlichen. Wegen möglicher Urheberrechte geht das leider nicht. Darum einige Links zu den Bildern:

 

https://www.lparchitektur.at/wp-content/uploads/hallstatt_web_001.jpg


https://images.squarespace-cdn.com/content/v1/5a088afd29f187e1088317a7/1516568435854-VY4MPLLC0B2E5ZKPEHPF/salzamt-hallstatt-1.jpg?format=2500w

 

Hotel Salzamt

Immer wieder werden wir mit Fragen konfrontiert, die den Hotel Neubau beim Amtshaus betreffen.


Da leider auch wir unsere Informationen nur aus der Kronen Zeitung haben, sind wir auf Mutmaßungen und Spekulationen angewiesen.


Aber bei einem so brisanten Bauprojekt mit solchen Dimensionen gibt es viele Gründe für eine Geheimhaltung, denn die öffentliche Meinung kann wesentlich mehr Gewicht haben als wir vermuten.

Weil keine Informationen nach außen dringen, kann vermutet werden, dass der Bürgermeister zurückgepfiffen wurde, es werden wohl noch Unterschriften oder Zugeständnisse fehlen.

Entscheidungsträger können sehr sensibel reagieren, wenn die Bevölkerung vor Ort berechtigte Zweifel hegt und Fragen stellt.

Aber genau das ist der Punkt: Wir müssen jetzt die Fragen stellen und Antworten einfordern, noch bevor die Katze aus dem Sack gelassen wird und damit Tatsachen geschaffen werden, die unumkehrbar sind.

Ist ein 40 Millionen Euro Investment einmal in Fahrt, hat es einen langen Bremsweg und Bürgerinteressen kommen unter die Räder.
Wir dürfen diese Hotelanlage aber nicht isoliert betrachten, sie ist Teil eines Gesamtkonzeptes, welches Auswirkungen auf alle Bereiche des Ortes haben wird.
Wirtschaftlich entsteht dadurch der große Spieler, der mit seinen Häusern im Zentrum und einem Junior Partner im Gemeindeamt alle Trümpfe in der Hand hat.

Von den Investoren im Hintergrund ist, schon wegen des hohen finanziellen Einsatzes, keine Rücksichtnahme auf örtliche Interessen zu erwarten. Wir gehören zur Kulisse, sie haben uns dazugekauft.

Das politische Gewicht und die Rolle der einheimischen Projektteilnehmer ist strategisches Potential der Investoren, daher dürfen wir uns keinen „Einheimischen-Rabatt“ erwarten.
Ganz im Gegenteil: Viele Leistungen im Bereich der Infrastruktur wird die Hallstätter Bevölkerung zu tragen haben, weil noch immer nach den alten Denkmustern gehandelt wird.

„Tourismus bringt Arbeitsplätze und Wohlstand für Alle“

Aber gerade die Infrastruktur mit ihrer Vielfalt an Erfordernissen ist in Anbetracht der nahenden Krisen unkalkulierbar geworden.
Deshalb stellt sich die Frage: „Ist es zu verantworten, einer ohnehin stark schrumpfenden Wohnbevölkerung einen so gewaltigen Ressourcenfresser in den Garten zu stellen?“

Aber auch die sozialen Auswirkungen müssten im Vorfeld hinterfragt, diskutiert und berücksichtigt werden. Die Arbeitskräfte der Zukunft kommen nicht mehr aus der näheren Umgebung und haben andere kulturelle Hintergründe und Bedürfnisse, weshalb es eine große Rolle spielt, wo und wie das Personal für das Großprojekt Unterkunft bezieht.

Im gesamten Ortszentrum haben die Touristenmassen alle Rückzugs-, Erholungs- und Spielflächen der Einheimischen besetzt.

Direkter formuliert: „Sie drängen uns von unseren Straßen und Wegen, belagern unsere Spiel- und Badeplätze und vermüllen und zerstören unseren Lebensraum.

Eine ähnliche Entwicklung steht jetzt der Lahn bevor.
Ob diese Form von Tourismus noch mit dem Kulturerbe zu vereinbaren ist, muss bezweifelt werden!

Ein Hotelbau mit der angekündigten Bettenanzahl wird wegen seiner Größe das Südende von Hallstatt dominieren und auch im Umfeld sind massive Eingriffe zu erwarten.

Schon wegen der Lage mit dem Rücken zum Berg ist der Seebereich für die Planer und Betreiber unverzichtbar.
Wie wichtig und emotional geladen gerade dieses Gelände mit dem breiten Seezugang für die Bevölkerung ist kann mit Worten kaum beschrieben werden.
Es ist der Hafen, der Spielplatz und die Festwiese der Hallstätter, eigentlich unser letzter Gemeinschaftsplatz.
Wie fatal sich touristische Fehlentwicklungen auf einen kleinen Ort auswirken können, zeigt das sogenannte „italienische Modell“.

Mit dem Ziel der Revitalisierung wurden das Haus Seethaler und das alte Heimatmuseum in das Heritage Hotelkonzept eingegliedert.
Nachahmer haben daraus sehr schnell ein illegales und lukratives Vermietungsmodell in Wohnhäusern entwickelt.
Die Immobilienpreise sind explodiert, der Hallberg ist inzwischen fast entvölkert und das System frisst sich unaufhaltsam wie ein Geschwür durch Hallstatt.

In Zukunft wird Wohneigentum in Hallstatt nur mehr ein Privileg der Erben und Investoren sein.

Jedes verkaufte Wohnhaus ist eine Tragödie für sich, weil nicht nur Wohnraum für die Bevölkerung, sondern auch Nachbarn und gelebte und belebte Kultur verloren geht.

In anderen Gemeinden, die mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, wird zumindest versucht, weitere Fehlentwicklungen zu vermeiden und Einsicht ist da schon der erste Erfolg.

Warum bei uns die dafür gewählten Mandatare den zerstörerischen Wildwuchs einfach dulden, hat wahrscheinlich damit zu tun, dass, wie in vielen anderen Bereichen, die Macht des Kapitals die Demokratie bereits überholt hat.

Würde hinter diesem Projekt die wirklich ehrliche Überzeugung stecken, dem Ort und seiner Bevölkerung etwas Gutes zu tun, dann hätten zumindest die involvierten Volksvertreter mit offenen Karten spielen müssen.

Gerhard Streit-Maier